Nachdem ich gestern mehr oder weniger erfolgreich 🙂 viele Falt-Anleitungen auf Spanisch und Japanisch ausprobiert habe, mache ich heute mit Niederländisch weiter. Ich habe mich durch „De jonge Werkman. Het Vlechten“ von Elise van Calcar aus dem Jahr 1881 geklickt – mit spannenden Erkenntnissen zum Thema Papierfalten und anderes Gestalten mit Papier.

De jonge Werkman. Het Vlechten – das Buch

Wer einfach nur so mit Papier arbeiten möchte, braucht dieses Buch nicht unbedingt. Viele Bilder und Anleitungen habe ich schon in einem alten Buch aus Deutschland gefunden, da sieht man, dass auch zu jener Zeit schon viel von anderen übernommen wurde 🙂 Aber gerade mit Blick auf das Seminar, das ich vorletztes Wochenende besucht habe, gab es doch ein paar interessante neue Anregungen. Das Buch stellt zunächst „Vlechtwerk“ vor und erklärt – wie auch in den anderen Kapiteln detailliert, wie man diese Methode anwendet. Unter uns – ich habe nur wenig mit Flechten experimentiert, aber diese einfache Idee, einen „Rahmen“ zu bekommen, hätte mir auch einfallen können 🙂 (S. 1)

Sehr beeindruckt hat mich das Flechtwerk mit dem „Puschel“-Rand. Was für eine Arbeit. (S.13)

Der Fröbelstern wird übrigens auch erklärt. Im nächsten Kapitel geht es um „Het Vouwen“, was nicht „weben“, sondern „falten“ bedeutet 🙂 – mit einem interessanten Exkurs zum Serviettenbrechen, da habe ich einige Muster aus der Ausstellung „Gefaltete Schönheit“ wiedergefunden. Anschließend geht es um „Prikken en Borduren“, also um das, was wir als „Prickeln“ oder „Ausstechen“ kennen.

Het Knippen – das Ausschneiden und mein Déjà-vu

Dann aber kommt das Kapitel, das mich heute besonders interessiert: „Het Knippen“, „Das Schneiden“. Darum geht es unter anderem in einem Kreativbuch, das in einem Jahr erscheinen wird 🙂 mit und ohne Falten. Und hier hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis. Ihr erinnert euch an das Seminar „Die magische Papierkunst“, das ich vor einer Woche besucht habe. Ich hatte während des ganzen Seminars das Gefühl, dass diese Technik nicht neu ist. Jetzt weiß ich, wo ich sie schon gesehen habe. Guckt ihr. (Bilder von S. 99 / 100)

Ok, in dem Buch ging man davon aus, dass man die halbe Silhouette zuerst zeichnen muss und dann ausschneidet und eine Faltung mit einer Rundumdrehung gab es auch nicht, aber wie man auf dem Bild unten schön sieht, musste auch hier das Schneideergebnis zurechtgefaltet werden. Sogar einen 3D-Elefant haben sie 1881 bereits auf diese Weise bereits hergestellt. Ich habe ihn mal ausgeschnitten 🙂

In dem Buch sind viele weitere Figuren, die man abpausen oder nachzeichnen kann inkl. der Silhouette eines Menschen und Tannenbaums.(Bild unten S. 102)

Dieses Erlebnis ist es, weshalb ich so gerne in alten Büchern stöbere. Vieles, was uns heute als neu und soeben erfunden dargestellt wird, gab es schon. Natürlich kann nicht jeder alle Bücher kennen, aber das Gestalten mit Papier ist eben auch eine sehr alte Kreativtechnik. Vieles ist bereits einmal da gewesen und es ist gut möglich, dass Menschen gleichzeitig den gleichen Input bekommen und alte Techniken weiterentwickeln.

Mein Faltergebnis 🙂

Wenigstens eine Figur wollte ich aber doch nachfalten, das Schneiden kommt dann demnächst 🙂 – passend zum Schneeflocken-Scherenschnitt-Tag 🙂 Also habe ich mich an den „Blasebalg“ gewagt. Ja, so etwas haben Kinder im 19. Jahrhundert gefaltet. Heute weiß kaum ein Erwachsener, der weder Kamin noch Grill hat, was ein Blasebalg ist 🙂 Ich weiß zwar noch nicht so richtig, was ich nun mit dem Faltergebnis mache, aber hier ist die Anleitung, falls ihr dringend einen Blasebalg benötigt 🙂

  1. Zunächst faltet man ein zusammengeschobenes Quadrat.
  2. Dann wiederholt man Schritt 1 bis 3 der Hasenohrfaltung.
    1) Von einem Dreieck wird eine kurze Kante zur langen Kante gefaltet und die Faltung wird wieder geöffnet.2) Die andere kurze Kante wird ebenfalls zur langen Kante gefaltet.3) Der Teil, an dem sich beide Faltungen überlappen, wird hochgestellt. (Bild aus Werkman, S. 37)

Hier kann man das Buch als E-Book anschauen: www.schoolmuseum.nl