Entspannen mit Papier

Ausstellung „Paper/Elements“ in Bergisch Gladbach

Seit gestern ist bis zum 9. Juni 2025 im Kunstmuseum Villa Zanders die Ausstellung „Paper/Elements – Kunst aus Papier und die vier Elemente“ mit Papierkunst aus der Sammlung „Kunst und Papier“ des Museums zu sehen. Ich hatte zufällig mitbekommen, dass sie am Sonntag eröffnet wurde und habe mich auf den Weg nach Bergisch Gladbach gemacht und außerdem noch die faszinierende Ausstellung „Soft Ruins“ von Jenny Michel entdeckt.

Zur Ausstellung „Paper/Elements“

Für diese Ausstellung haben die Kuratorinnen Dr. Ina Dinter und Sabine Majer den Bestand des Museums gesichtet und Papierkunst-Werke zu den Themen Feuer Wasser, Luft und Erde ausgewählt. Diese Herangehensweise führte zu einer besonderen Mischung der Werke von 40 Künstlerinnen und Künstlern, die mir in einer der Papierkunst-Ausstellungen, die ich in den letzten Jahren besucht habe, so noch nicht begegnet ist. Da finden sich Collagen und Skulpturen, Angenässtes und Angebranntes, Vergrabenes und Gelochtes – Gefaltetes habe ich nicht gefunden, aber vielleicht war das auch so versteckt, dass ich es übersehen habe, weil es so viele spannende Objekte gab.

Meine Lieblingsexponate sind „Stratigraphie“ von Tina Haase – 🙂 eine Skulptur aus Puzzleteilen und die Rauminstallation „In memoriam (Asche)“ von Liane Cuska (Auf dem Foto rechts ist nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen). Tina Haase arbeitet – wie, so mein Eindruck – die meisten der ausgestellten Künstler:innen nicht ausschließlich mit Papier, sondern mit Alltagsgegenständen, denen man im Allgemeinen keine Bedeutung beimisst wie Kleiderbügel, Glühbirnen oder hier Puzzleteile und in einem zweiten Exponat „Papierservietten“. Auch Liane Cuska nutzt neben Papier andere Materialien, die allerdings in der Regel mit Kommunikation zu tun haben, die ausgestellte Installation besteht zum Beispiel aus Zeitungspapier, das in schwarze Polaroid-Kassetten geklebt wurde. Diese Künstlerin und ihre Werke will ich mir noch genauer ansehen, weil sie mit ihren Werken Menschen, ihre Geschichten und die Vergänglichkeit thematisiert. In dem präsentierten Werk erinnern die Polaroid-Schachteln an Militärfriedhöfe in der Normandie. Einen Ausgleich zu diesem faszinierenden, aber auch bedrückenden Werk bildete die Installation „Schwerelos X“ von Regine Schumann. Da hätte ich mich lange aufhalten können, für das Werk waren in einem Raum wie auf einer Bühne riesige Transparentpapierbögen, die gelocht und mit Farbpigmenten besetzt waren, hintereinander gehängt, sodass die Anmutung eines Sternenhimmels erzeugt wurde.

Wenn ich die Presseunterlagen durchblättere, fallen mir ständig neue Eindrücke ein, die kann ich nicht alle beschreiben, die müsst ihr euch angucken, wenn ihr euch für die kreative Gestaltung mit und auf Papier interessiert. Ach ja, geknülltes Seidenpapier (K. P. Kremer) gibt es noch zu sehen und ein Beet voller Konfetti (Klaus Altmann), umgewidmete Kotztüten (Mary Bauermeister), Washi-Papier im Lichtkasten (Andreas von Weizsäcker) und eine Wellencollage aus farbigem Plakatpapier (Pavlos). Auf dem Foto rechts sind noch zu sehen: ein Ausschnitt eine Wellpappe-Skulptur “ von Michael Kortländer und das Bild „Erde“ aus Sandpapier von Eva Yeh. Und dann ist beim Rundgang noch das vierteilige Werk von Wolfgang Mally zu sehen, der mit seinen Werken u. a. untersucht, wie sich Materialien unter elementaren Bedingungen verändern. Passend zum Ausstellungsthema werden vier Bilder gezeigt, für die Papier den vier Elementen ausgesetzt war, zum Thema Luft lag es unter einer Birke, zum Thema Erde wurde es in eingegraben, mit Feuer wurde es durch Schwefelhölzer in Verbindung gebracht und zum Element Wasser in den Fluss gelegt. Was dabei herauskam, könnt ihr euch bis zum 9. Juni 2025 anschauen 😊

Auch noch entdeckt: die Ausstellung „Jenny Michel: Soft Ruins“

Zeitgleich zu „Paper/Elements“ waren am Sonntag im Kunstmuseum Villa Zanders zwei weitere Ausstellungen zu sehen, eine zum Thema Honig, die mich nicht so sehr interessierte, da bin ich nur kurz durchgehuscht. Dafür habe ich mich aber lange bei den Werken von Jenny Michel aufgehalten, deren Präsentation den Titel „Soft Ruins“ trägt und die optimal zur Papierkunst-Ausstellung passt. Jenny Michels entwickelt zwei- und dreidimensionale Collagen – fast immer mit Papier. Ich habe mir notiert, dass ihre Werke noch bis zum 10. November 2024 zu sehen sind, weil ich die noch einmal in Ruhe anschauen möchte. Diese kreative Vielfalt hat mich total begeistert, da gab es Wandbilder mit kleinen Details aus Papier, eine Streifeninstallation, mehrere zusammengesteckte Holz-Papier-Skulpturen und eine Draht-Papier-Verbindung. Einerseits schön anzusehen, andererseits bei genauerer Betrachtung mit viel Input zum Nachdenken. Wenn ihr es einrichten könnt, solltet ihr wirklich bis zum 10. November nach Bergisch Gladbach fahren. Ich schwanke ja schon, ob ich nächsten Sonntag noch einmal hinfahre, da gibt es nämlich um 15.30 Uhr eine Führung mit der Künstlerin!

Mein Eindruck vom Kunstmuseum Villa Zanders

Das Fazit vorweg: Ich bin begeistert und beim nächsten Besuch gucke ich vorher, wo ich parken kann. Schon das Ambiente ist wunderbar, aber die vielen Kleinigkeiten machten den Aufenthalt zu etwas Besonderem. Ich wurde – obwohl fremd in dem Ort – so freundlich von der Besucherbetreuerin empfangen. Ok, da man mich nicht kannte, durfte ich nicht mit meiner dicken Kameratasche hinein, aber – das habe ich noch nie erlebt – ich bekam eine kleine Umhängetasche für die Dinge, die ich neben der Kamera mit ins Museum nehmen wollte. Was für eine besucherfreundliche Idee!

Und nun habe ich gerade das Rahmenprogramm zu der Ausstellung von Jenny Michel angeguckt und bedaure es, dass Bergisch Gladbach nicht um die Ecke ist. An drei Mittwochnachmittagen gibt es nämlich: „Kunstgenuss – Kunst, Kaffee & Kuchen“! Das erinnert mich an die schönen Kaffee-Konzertnachmittag mit den Bochumer Symphonikern in der Parkgastronomie. So etwas liebe ich. Spannend finde ich auch das „Sonntags-Atelier“ am ersten Sonntag im Monat, das würde ich mir sicher auch anschauen, wenn ich um die Ecke wohnen würde.

Ich war ganz sicher nicht das letzte Mal dort und werde gleich – was ich sehr selten tue – nach einer Möglichkeit suchen, mich in einen Newsletter einzutragen. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.PapierZen.de

Und noch eine Erinnerungsgeschichte: Erstaunt war ich, dass ich ein Exponat des Professors, bei dem meine Mitbewohnerin in Münster studiert hat, entdeckte – nicht wegen des Kunstwerks, sondern weil ich erst letztens mit ihr gemailt hatte und seinen Namen nicht mehr wusste. Jetzt ist er mir wieder eingefallen 🙂

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Liebesknoten aus „Paper Toy Making“ (1936)

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  1. Ina Dinter

    Liebe Frau Ebbert,
    wir danken Ihnen sehr für Ihren tollen Bericht und Ihren Besuch im Kunstmuseum Villa Zanders! Unseren Newsletter finden Sie hier: https://villa-zanders.de/newsletter/ – aber das haben Sie inzwischen sicher bereits entdeckt. Ich würde mich sehr freuen, Sie am kommenden Sonntag zur Künstlerinnenführung mit Jenny Michel zu begrüßen.
    Herzliche Grüße aus Bergisch Gladbach

  2. BEbbert

    Herzlichen Dank, vielleicht bis Sonntag, liebe Grüße Birgit Ebbert

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