Vor einige Zeit habe ich schon eine Anleitung aus dem „Handbüchlein der Papierfaltekust“ von J. Sperl nachgefaltet und veröffentlicht. Meine Ausgabe ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1922, sie umfasst aber wie die Erstausgabe aus 1904 124 Seiten mit Anleitungen zum Falten und Bauen aus Papier.

Über das Erscheinen des Buches

Ein Veröffentlichungsjahr ist in meiner Ausgabe nicht zu finden, aber der Hinweis „Zweite Auflage“. Dank der digitalisierten Auflagen alter Magazine vom „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ habe ich herausgefunden, dass die zweite Auflage als Neuerscheinung im Jahr 1922 in der Ausgabe vom 2. Juni ankündigt wurde:

Wo die zweite Auflage bekanntgemacht wurde, könnte ja auch etwas über die Erstausgabe zu finden sein, dachte ich mir. Bisher wurde als deren Erscheinungsjahr nämlich 1900 angegeben. Aber nun habe ich einen Nachweis, am 2. Januar 1904 wurde auf das Buch als Neuerscheinung vom A. Hartleben’s Verlag hingewiesen.

Nur über den Autor oder die Autorin habe ich bisher nichts herausfinden können, David Mitchell schreibt zwar, das Buch sei von Joseph Sperl, aber in meiner Ausgabe steht kein Vorname. Falls also jemand dazu eine Information hat, würde ich mich über einen Hinweis freuen.

Zum Inhalt des „Handbüchleins der Papierfaltekunst“

Das Büchlein beginnt aus heutiger Sicht spannend, denn es wird „Altmeister Dr. Georgens“ zitiert, von dem ich bei einer Recherche erfahre, dass er vermutlich weder Pädagogik studiert noch promoviert hat, aber mit den pädagogischen Größen seiner Zeit wie Fröbel und Pestalozzi im Briefverkehr stand. Jan-Daniel Georgens (1823-1886) leitete zusammen mit seiner Frau Jeanne Marie von Gayette-Georgens (1819-1895) zwei Schulen und veröffentlichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert viele Artikel im pädagogischen Bereich. Aber auch über den Weg konnte ich nichts über J. Sperl in Erfahrung bringen, die/der das Büchlein an die Jugend adressiert hat, an mancher Stelle ist nur von den Knaben, die Rede und Anregungen zum Training der Geschicklichkeit geben will. Auf 112 Seiten finden sich Anleitungen für 131 Faltmodelle vom Generalshut (Nr. 1) bis zur Kugellampe (Nr.131). Darunter ist auch die Pyramide (im Buch Nr. 2), die ich vor einige Zeit gefaltet habe und die ich vorher in keinem anderen Buch entdeckt hatte. Aus dieser Pyramide wird das Pyramidenzelt gefaltet bzw. mit Schnitten hergestellt, das in dem Unterrichtsfilm von 1936 vorkam. Daneben finden sich u. a. Anleitungen für das Schiffchen, das Salzfass, das ich unter Himmel & Hölle kenne. Manche Anleitungen sind schon sehr komplex und hier finde ich auch die Faltschnitte wieder, die mir in einem Seminar als neue Erfindung „verkauft“ wurden. Sollte ich jemals Langeweile haben, finde ich hier ganz sicher Beschäftigung für viele Tage – Möbel, Gebäude, Fahrzeuge, damit könnte ich ganze Welten bauen und das ohne Modellbaubogen; sogar die Arche Noah ist dabei 😊 Ob tatsächlich nirgendwo Klebstoff verwendet wird, habe ich noch nicht herausgefunden.

In einem Anhang fanden die jugendliche Leserinnen Tipps für das Ausschneiden von Faltschnitten bis zu Schattenfiguren. „Wie viele Kinder wollen ihre Häuser, Dörfer und Städte, die sie gebaut haben (BE: sagte ich doch 😊 ) , auch mit Menschen und Tieren, die sie selbst anfertigen können, beleben. So habe ich nun auch diesem Büchlein eine Anleitung dazu beigefügt.“ (S.113) Danach gibt es Tipps fürs Ausschneiden von Bildern undd Tipps, wie man die ausgeschnittenen Bilder aufstellen kann.

Mein Fazit

Ein inspirierendes Buch für Papierwerker:innen, das viele alte Modelle vorstellt und außergewöhnliche Figuren enthält. Das untenstehende Inhaltsverzeichnis bzw. der Ausschnitt vermittelt einen Eindruck davon. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.papierzen.de