Die Mappe „Lebendiges Papier“ aus dem B. G. Teubner-Verlag besteht aus einem Heft, in dem der Autor Dr. Ernst Weber (1873-1948) seine Beziehung zum Ausschneiden erzählt, und 24 Tafeln mit Vorlagen für Faltschnitte und Muster für Schattenfiguren.

Alles begann damit, dass „die Mutter mit der Schere aus Papier ein paar Ringelreihepuppen“ ausschnitt (Heft S.6). „Aber sie hat sie nicht erfunden, sondern geerbt. Von der Großmutter oder sonstwoher – was weiß ich?“ Das war der Startschuss für Ernst Webers Ausschneidekunst und er begnügte sich nicht mit dem Ausschneiden, sondern dachte darüber nach, wie er seine Figuren zum Sitzen oder Stehen bringen konnte. Aus der einfachen Menschenfigur ergab es sich, noch menschliche und tierische Gesellschaft, Hobbys und ein Dach über dem Kopf zu schneiden. Alles, was der Junge erlebte, verarbeitete er auch in seinen Schneidefiguren – den Krieg, die Heldensagen, die er las, die Abenteurer, von denen er erfuhr.

Der Autor Dr. Ernst Weber war Lehrer, er stammte aus Bayern und besuchte von 1890 bis 1893 das Lehrerseminar in Würzburg und die Zentralturnlehrerbildungsanstalt in München, wo er einige Jahre als Lehrer arbeitete. Danach studierte er in Jena, München und Leipzig und schloss dieses Studium 1906 mit der Promotion ab. Nach einigen Jahren Tätigkeit als Oberlehrer, Leiter der Dom-Pedro-Schule und Dozent am Psychologisch-Pädagogischen Institut in München, leitete er von 1919 bis 1936 Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Bamberg. Bis 1922 veröffentlichte er zudem einige Schriften über Kunstunterricht und allgemeine Didaktik.

Den Hinweis auf die Vita, die sich in einem Wikipedia-Eintrag findet, verdanke ich der Werbung am Ende des Heftes, wo unter dem Hinweis „von Dr. Ernst Weber erschienen ferner“ bei einem Buch angemerkt wurde, dass er „Leister des Psychol.-pädag. Instituts in München“ war. Diese Vita ist deshalb interessant, weil sie deutlich macht, dass der Autor über seine ersten Kontakte mit Ausschneidefiguren ca. 1880 schrieb, er erwähnte ausdrücklich, dass er zu dem Zeitpunkt sechs oder sieben Jahre alt gewesen wäre. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.PapierZen.de