Entspannen mit Papier

„Kinder basteln & spielen“ von Susanne Ströse (1948)

Ich habe die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um wieder einmal in meinen alten Faltbüchern zu blättern – mit verblüffenden Erkenntnissen. Das gilt vor allem für das Buch „Kinder basteln und spielen“ von Susanen Ströse, das in der Nachkriegszeit* im Verlag Sebastian Lux erschienen ist.

Neue Modelle wieder entdeckt

Hier habe ich einige Anleitungen entdeckt, die ich unter anderen Namen kenne oder die ich als Ideen aus den 90er-Jahren kennengelernt habe. Mich fasziniert es sehr, dass Papier falten sich durch die Zeit schlängelt und auch heutige Menschen noch begeistert.

Erinnert ihr euch an dieses Faltmodell, das ich auf einem Foto vom Bauhaus gesehen und später bei einem Workshop mit Eric Gjerde zu falten gelernt habe? Es taucht in dem Buch als „zusammengeschobener Stern“ (S. 37) auf.

Verblüfft hat mich auch das „Schmuckkörbchen“ (S. 54), denn das habe ich selbst in meinem Origami-Buch als „Japanische Schale“ aufgenommen, inzwischen habe ich das Modell auch als „Spanische Schale“ gesehen. Dazu hatte ich vor Jahren auch mal ein Anleitungsplakat erstellt, falls jemand es nachfalten möchte 🙂

Überrascht hat mich die Anregung, mit Luftschlangen zu basteln, denn diese Idee hätte ich in die 70er-Jahre verlegt. Ich erinnere mich noch, dass mein Vater in einem Bastelladen in Coesfeld eine Anleitung dazu bekommen hat und uns kleine „Maschinchen“ gebastelt hat, mit denen wir die Luftschlangen aufrollen konnten.

Sogar meinen beweglichen Hexentreppenstern, auf den ich so stolz war, weil ich dachte, ich hätte ihn erfunden, habe ich in dem Buch entdeckt 🙁 🙂

Was sonst noch in dem Buch steht

Nach einer kleinen Einführung in das Material Papier geht es gleich so mit einfachen Faltmodellen in dem Kapitel „Der große und kleine Briefumschlag“, hier findet sich das, was in der Fröbel-Faltsprache als Buch bezeichnet wird, aber auch ein einfaches Segelschiff, ein Bilderbuch und Fröbels Salzfass, hier unter der Bezeichnung „Himmel & Hölle“, unter der ich das Modell auch kenne. In Kapitel 2 wird aus dem Briefumschlag ein Drachen, die Schwierigkeit steigt. Witzig finde ich den Titel von Kapitel 3 „Die verwandelte Vogelkralle“, die kannte ich auch noch nicht, aber am Ende ist es das Modell, aus dem der Dampfer und der Vogel – auch Pajarita – von dem alten Gemälde von Adolphe Piot. Im nächsten Kapitel wird aus der Vogelkralle ein Reiter und sogar ein Pferd. In insgesamt 44 Kapiteln finden sich viele Techniken der Arbeit mit Papier, die wir heute noch anwenden: die Hexentreppe, das Falten einer Ziehharmonika, Ausschneiden und Gebäude basteln, Papierperlen, Faltschnitte, das nebenstehende Inhaltsverzeichnis gibt nur einen kleinen Ausschnitt davon.

Alte Modelle nachgefaltet

Aber, ich habe auch noch Modelle entdeckt, die mir bisher – und ich habe schon viel recherchiert im Internet und in Büchern – nicht begegnet sind. Die Anleitungen poste ich gelegentlich gesondert mit Anleitungsfotos, aber soviel kann ich hier schon verraten, es handelt sich um

  • ein Haus, das man als Puppenstube oder Puppenhaus nutzen kann
  • eine neue Variante des Schmetterlings
  • eine Dreieckstüte, die ohne Klebstoff hält, das ist mein absoluter Favorit

Sobald die Anleitungen online sind, verlinke ich sie natürlich – 🙂 um die neuen Anleitungen mitzubekommen, dürft ihr aber gerne meinen Blog abonnieren 🙂

Mein Fazit zum Buch

Nicht alle, aber viele Modelle und Anregungen aus diesem Buch waren mir neu und ich habe in den letzten Jahren zig Falt- und Bastelbücher aus über zwei Jahrhunderten durchgesehen. Besonders gut hat mir gefallen, dass immer wieder der Bezug zum Spiel mit dem Falt- und Bastelergebnis hergestellt wird. Wer das Buch im Antiquariat oder auf dem Flohmarkt entdeckt, sollte es unbedingt mitnehmen, weil es viel Inspiration bietet – 🙂 mehr als ich gerade Zeit habe.

© 2022 Dr. Birgit Ebbert www.papierzen.de

*Dass das Buch aus der Nachkriegszeit sein muss, habe ich daran abegelesen, dass es eine Lizenz-Nr. aus der amerikanischen Besatzungszone aufweist, ein Antiquariat gibt 1948 als Erscheinungsjahr an, das habe ich jetzt übernommen.

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2 Kommentare

  1. Ilse Jung

    Hallo Frau Ebbert,
    als Kind habe ich oft mit Luftschlangen gebastelt.
    Sie wurden ganz eng aufgerollt und das Ende festgeklebt. Dann konnte ich vorsichtig
    in die Mitte einer solchen Scheibe drücken, bis eine kleine Schale entstand. Diese Form wurde mit Wasserglas bepinselt und musste dann aushärten. So habe ich mir Geschirr für die Puppenstube selbst hergestellt.
    Mir ist eingefallen,dass ich auchKetten aus Papierperlen gebastelt habe. Dazu wurden lange schmale Dreiecke aus buntem Katalogpapier von der breiten Seite her aufgerollt und die Spitze mit Kleber fixiert.
    Ein gutes neues Jahr!
    Ilse Jung

  2. BEbbert

    Liebe Frau Jung, genau, solche kleinen Schalen habe ich auch gebastelt – das „Maschinchen“ meines Vaters half beim aufwickeln, was wirklich eine friemelige Arbeit war 🙂 Liebe Grüße und auch alles Gute für das neue Jahr Birgit Ebbert

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