Heute habe ich ein ganz besonderes Highlight und Kleinod für alle Papierfans – ein Theaterstück mit ganz viel Papier. Na gut, es geht nicht nur um Papier, sondern um die Abenteuer von zwei ungleichen Freunden, die sich doch sehr ähnlich sind: einem Zinnsoldaten und einer Papiertänzerin. Ich freue mich sehr, dass es dieses Stück bei mir in der Stadt gibt und Hagen ist ja so zentral, da kann man auch noch hinkommen 😊

Die Geschichte vom Zinnsoldat und der Papiertänzerin

Roland Schimmelpfennig hat das Hans Christian Andersens Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ für die Bühne bearbeitet und dabei auch gleich modernisiert und der Tänzerin mehr Gewicht verliehen. (Es lohnt sich übrigens, das Märchen nachher noch einmal zu lesen 😊 ) Der Zinnsoldat, der leider nur ein Bein hat, und die Papiertänzerin gehören einem Jungen, der Spielzeug im Überfluss hat. So werden die beiden Figuren auf dem Fensterbrett vergessen und fallen auf die Straße. Wind und Wetter treiben sie auseinander, sie haben einige Hindernisse zu bewältigen, aber sie trotzen auch den größten Gefahren. Ein bisschen auch deshalb, weil sie an den anderen denken und wie es ihm ergehen mag. Wie die Geschichte ausgeht, werde ich natürlich nicht verraten, ihr sollt ja auch noch mitfiebern können wie die 90 Kinder, mit denen ich die Inszenierung heute gesehen habe. Durch Bühnenbild (Sabine Kreiter), Licht, Musik und Choreografie (Jozsef Hajzer) wurden wir in eine andere Welt versetzt, in der Spielzeuge sprechen und uns ihre Sicht der Welt erzählen können. Man vergaß immer wieder, dass nur zwei Schauspieler:innen auf der Bühne waren, weil Tatiana Feldmann und Björn Lucas ihre sprachlichen und körperlichen Möglichkeiten und die Chancen des Raums geschickt nutzten.

Die Hommage ans Papier

Ich habe es nachgeschaut, in Andersens Märchen ist die Papiertänzerin nur eine Tänzerin, deshalb ist mir die Geschichte bisher nicht im Zusammenhang mit Papier begegnet. Aber die Idee ist sehr schön, aus der Tanzpuppe, wie ich sie mir vorgestellt habe, eine Papiertänzerin zu machen, solch eine Aufstellpuppe aus Papier, wie ich sie im Mai im Spielzeugmuseum Nürnberg gesehen habe. Dort waren diese Figuren übrigens alle in einem Raum, nebenbei bemerkt 😊 Die Papiertänzerin auf der Bühne wird von einer Schauspielerin dargestellt, aber es gibt sehr viel Papier im Bühnenbild und immer wieder kommen kleine Brücken zum Papier vor. Allen voran das Papierboot, das schon beim Start der Geschichte zu sehen ist und das im Laufe der Inszenierung um ein großes Boot ergänzt wird, in dem der Zinnsoldat-Schauspieler sitzen kann! (Sehr interessant, dass das schon die zweite Theaterinszenierung in diesem Jahr „mit Boot“ ist, in „Madame Butterfly“ auf der Bregenzer Seebühne spielte auch eines mit und schwamm auf dem Bodensee.) Nicht ganz verstanden habe ich, warum die Papiertänzerin am Anfang mit einem gefalteten Pony spielt, aber vielleicht war ich gerade so von den Reaktionen der Kinder fasziniert. Die Krähe hingegen passte gut in die Geschichte, merke: Ich wollte doch weiter üben, einen Raben zu falten 😊 Ein Drachen aus Papier mischt sich auch in die Handlung ein und das Boot erzählt einen Schwank aus seinem langen Leben 😊 Wie schon gesagt, eine zauberhafte Inszenierung von Anja Schöne, Leiterin des LUTZ Hagen, des Hagener Theaters für Kinder und Jugendliche, die allen Freude bereitet, für Papierfreaks aber ein paar kleine Highlights bereithält – auf der Bühne und im Programmheft 😊

Weitere Informationen und Termine: www.theaterhagen.de