Kürzlich fand ich in einem Buch eine Anleitung für einen Fächer und fragte mich, ob es tatsächlich sinnvoll sei, eine solche für mich einfache Anleitung in einem Buch zu veröffentlichen. Dann habe ich mich daran erinnert, dass bei mehreren Papierzen-Workshops TeilnehmerInnen nicht wussten, wie man eine Hexentreppe faltet. Deshalb gibt es nun doch eine Anleitung – 🙂 aber etwas mehr als eine Zickzackfaltung sollte mein Fächer schon sein, daher habe ich im wahrsten Sinne des Wortes noch zwei Kniffe eingebaut 🙂

Und so faltet ihr meinen Fächer

1. Ein DIN A4-Blatt wird einmal in der Mitte gefaltet, sodass es das Format DIN A5 hat. (In der Fröbel-Sprache entsteht so übrigens ein Buch. 🙂 )

2. Die Faltung wird geöffnet und beide kurzen Kanten werden zur Faltlinie in der MItte gefaltet, zu einem Schrank, würde man in Fröbel-Sprache sagen.

3. Das Blatt wenden und die nun längeren Kanten wieder zur Faltlinie in der Mitte falten.

4. Ein weiteres Mal die langen Kanten rechts und links zur Mitte falten.

5. Das Faltwerk öffnen und so falten, dass eine gleichmäßige Zickzackfaltung oder Ziehharmonika entsteht.

6. Jede der Zickzack-Spalte wird nun noch einmal längs gefaltet. Wenn ihr diese Ziehharmonika an einem Ende fasst und mit Klebefilm umwickelt, habt ihr schon einen einfachen Fächer.

7. Aber ich habe ja zwei zusätzliche Kniffe versprochen. Hier ist Nummer 1. Das Blatt wird gewendet und von unten wird das Papier ca. 6 bis 7 cm nach oben gefaltet.

8. Für Kniff 2 wird der umgefaltete Teil mit einem Versatz von ca. 2 cm zurückgefaltet, das sieht dann gewendet und gedreht so aus. Durch die beiden Kniffe bekommt der obere Teil des Fächers Stabilität und sieht etwas pfiffiger aus.

9. Der Fächer wird an der gegenüberliegenden Kante zusammengeschoben, um das Papier wird ein Klebefilm gewickelt. Nun könnt ihr euch auch bei Hitze kühle Luft zu fächeln.

10. Wenn ihr ihn nicht benötigt, könnt ihr ihn leicht zusammenschieben und mit einem kleinen Gummiband zusammenhalten oder natürlich eine Papierlasche basteln 🙂

Auf die Idee für den Beitrag kam ich übrigens, als ich beim Aufräumen meine beiden Fächer wiederfand. Gerade rechtzeitig für die heißen Tage – aber vielleicht nutze ich auch meinen Papierfächer.

 

Kleine Geschichte des Fächers

Ich weiß nicht mehr, in welchem alten Buch ich den gefalteten Fächer gefunden habe, aber ich suche weiter. Im Internet finde ich zum Thema Fächer leider nur eine Geschichte der Fächer mit Stab oder Stäbchen. Der Ursprung dieser aufwendig gefertigten Fächer ist nicht eindeutig, aus Europa, Japan, China oder gar Ägypten, auf jeden Fall über 2.000 Jahre alt. Die Art Fächer, die ich selbst besitze, ist schon eine Weiterentwicklung des Ursprungsmodells, das aus einem Blatt bestand und an einem Stab befestigt war. Wann diese erstmals genutzt wurden, ist nicht eindeutig, in einem Artikel las ich, dass diese Stielfächer schon in der Antike, also 800 bis 600 v. Chr. in Griechenland und Rom eingesetzt wurden, einem anderen Artikel zufolge wurde er im 7. und 8. Jahrhundert in China erstmals genutzt. Sogar im Grab von Tutenchamun sei ein solcher Fächer gefunden worden.

Zumindest in Europa haben sich diese langstieligen Fächer, die im Japanischen uchiwa genannt werden, nicht dauerhaft durchgesetzt. Er wurde im 16. Jahrhundert durch den Faltfächer abgelöst, der in Portugal durch Seeleute aus China eingeführt wurde. Während der Fächer in den asiatischen Ländern von Männern und Frauen genutzt wurden und werden, war er in Europa hauptsächlich den Damen der Gesellschaft vorbehalten, im 18. Jahrhundert entwickelten sie sich sogar zu Modeaccessoires. Es kursiert die Geschichte, dass man in Wien entsetzt war, dass die künftige Kaiserin Sissi lediglich mit zwei Fächern in der Aussteuer ins Schloss einzog, wo doch die Dame, die auf sich hielt, zu jedem Kleid den passenden Fächer besaß. Heute sieht man eher selten Fächer, gelegentlich an heißen Tagen, zumindest hier bei uns – in Japan und China sind sie weiterhin angesagt und ich erinnere mich, dass ich in einem heißen Sommer in einem chinesischen Restaurant einen Fächer als Giveaway bekommen habe.

„Pritsche“ im Buch von F. W. Becker 1972

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht vor den Fächern mit Stiel oder Stäbchen schon einfache Fächer aus gefaltetem Stoff oder Papier gegeben hat und werde ab sofort in den alten Büchern genau hinsehen. Zumindest in meinen alten Falt- und Bastelbüchern habe ich jetzt nachgesehen und festgestellt, dass mein Fächer, also das Basismodell, in einem Buch aus der DDR 1972 als „Pritsche“ bezeichnet wurde. (F.W.Becker „Basteln im Vorschulalter“ Volk und Wissen 1972, S. 177) (Witzig, für mich war eine Pritsche immer ein schmales Bett.) Aber im lustigen Papierfaltbüchlein von Johanna Huber von 1964 (siehe Foto links) ist die Basisversion meines Fächers abgebildet, da wird vorgeschlagen, zwei Fächer zusammen zu kleben, das muss m. E. aber nicht unbedingt sein. Man kann sich auch gut mit dem Fächer aus einem DIN A4-Papier einen kühlen Luftzug verschaffen. © 2022 Dr. Birgit Ebbert www.papierzen.de

Links über die Geschichte der Fächer

Fächer aus dem Buch von Johanna Huber 1964

https://www.japandigest.de/kulturerbe/geschichte/kunsthandwerk/japanische-faecher/

https://www.barnebys.de/blog/der-facher-die-geschichte-eines-bezaubernden-sammelobjekts

https://dewiki.de/Lexikon/F%C3%A4cher

http://www.donquijote.de/blog/der-spanische-faecher