Seit ich vor drei Jahren begonnen habe, mich intensiver mit Papier zu beschäftigen, habe ich darauf gewartet, dass das Papiermuseum in Düren wiedereröffnet. Morgen ist es so weit und ich hatte vor einer Woche Gelegenheit, das Gebäude und erste Exponate zu besichtigen. Leider kann ich morgen nicht nach Düren fahren, aber ich freue mich schon darauf, die Ausstellung komplett zu sehen.

Ein Museum nach Papiervorbild

Schon beim ersten Blick auf das Museum fiel mir auf, dass die Wände nicht gerade, sondern verwinkelt sind und die Anmutung eines Faltobjekts haben. Architekt Klaus Hollenbeck bestätigte dann meine Vermutung, dass die Grundidee des Gebäudes einem gefalteten Körper entspricht. Um das zu erzielen und den verschiedenen Gewerken, die an dem Bau mitgewirkt haben, ihre Aufgaben zu erklären und die Arbeit zu erleichtern, wurden verschiedene Modelle aus Papier erstellt. Schon in den  Bau des Papiermuseums war Papier eingebunden und das nicht nur, um Pläne zu erstellen 🙂

Was macht Papier aus?

Am Anfang des Entwicklungsprozesses stand dementsprechend nicht die Frage „Wie können wir Wände um Exponate bauen?“, sondern „Was macht Papier aus?“ Dabei kristallisierten sich drei Schwerpunkte heraus, die Faltung, die Prägung und das Wasserzeichen. Alle drei Elemente sieht der Besucher schon, bevor er das Museum betritt. Die Faltung in den Mauern, die Prägung auf der Wand über dem Eingang, wo die Schrift „Papiermuseum Düren“ as Rauputz auf glattem Putz aufgebracht wurde, dass sie wie eine Prägung wirkt und schräg darüber ein altes Wasserzeichen.

Die Struktur des Museums

Sehr spannend finde ich den Aufbau des Museums in fünf Bereiche, die verschiedene Aspekte der Geschichte des Papiers von gestern bis überübermorgen in den Blick nehmen.
Im Bereich „Geschichten“ werden Geschichten rund um die Entstehung und Entwicklung des Papiers erzählt und zwar mit Bildern, Exponaten und durch Menschen, die einen Bezug zum Papier haben.
Der Bereich „Wertschöpfung“ vermittelt zum einen, wo uns Papier im Alltag begegnet und zum anderen, welche Materialien für die Papierherstellung erforderlich sind.
In der Abteilung „Visionen“ erfahren die BesucherInnen, welche neuen Rohstoffe und Nutzungsmöglichkeiten für Papier und seine Grundbestandteile bereits heute angedacht werden, vom Papier aus Gras bis zu leuchtendem Papier finden sich hier Beispiele.
Der vierte Bereich ist mit „Ordung“ überschrieben und wird dargestellt durch Schränke, die von weitem das Bild eines Strichcodes ergeben. Der Strichcode kann durchaus symbolisch verstanden werden, verbindet er doch die „analoge“ Welt mit der digitalen. Diese Verbindung zwischen analog und digital ist gewollt, was in den Schränken sein wird, weiß ich noch nicht. Aber soviel, dass das Lesen eines QR-Codes hilft, den Gegenstand zu verstehen – und wer keinen QR-Code lesen kann, kommt eben mit anderen Besuchern ins Gespräch und landet beim Anfang der Kommunikation, der Sprache.
Das Ende des Rundgangs bildet eine Kunstausstellung, dieser Bereich geht auf „Künste“ ein, zum Start wird hier PaperArt aus der Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums zu sehen sein, später werden auch andere Sammlungsexponate thematisch sortiert gezeigt.

Zur Vermittlung der Inhalte

„Sehen“ ist ein Stichwort, das für das Museum einen besonderen Wert hat. Düren versteht sich nämlich nicht nur als Stadt, die seit mehr als 400 Jahren durch Papierindustrie geprägt wird, sondern auch als „Stadt der Blinden“, bereits 1845 wurde hier die erste Schule für Blinde eröffnet. Diese Tradition spiegelt sich auch im Museum wieder. So hilft zum Beispiel die Inneneinrichtung durch die Wahl weißer Möbel und Stelen, die oben mit schwarzen Leisten begrenzt wurden, Sehschwachen, sich zu orientieren. In jedem Bereich gibt es Tondokumente, die das Gezeigte erläutern und viele Exponate laden zum Anfassen und Tasten ein. Was auf Sehbehinderte ausgerichtet ist, eignet sich natürlich auch wunderbar für die ganzheitliche Erfahrung des Themas allgemein. Vor allem die Arbeit mit Kindern in dem Museum erhält dadurch einen besonderen Reiz. Um diese Arbeit zu erleichtern, wurde über der Ausstellungsfläche eine Papierwerkstatt eingerichtet mit Schließfächern, damit die Kids freie Hände zum Papierwerken haben. Fast hätte ich es vergessen, weil es zur Pressekonferenz noch nicht fertig war – die BesucherInnen bekommen an der Kasse ein Begleitbuch zur Ausstellung, das Wissensfragen und Inspirationen enthält, die über den Besuch hinaus wirken.

Ich bin sehr gespannt, wie das Ganze aussehen wird. Die Eröffnung ist morgen, 9. September 12 bis 18 Uhr, und geht in eine Eröffnungswoche über, in der der Eintritt ins Museum frei ist und verschiedene Veranstaltungen stattfinden.

Weitere Informationen: www.papiermuseum-dueren.de