Das Buch „Wir falten“ von Joachim Schönherr und Greta Schumann ist 1962 im Rudolf Arnold Verlag erschienen und enthält laut Untertitel „Eine Auswahl thematisch geordneter Papierfaltarbeiten“.

Über das Buch „Wir falten“

Zu den Autor:innen des 32-seitigen Buches habe ich nichts finden können, es gibt später noch eine Veröffentlichung von Joachim Schönherr mit Helga Schönherr und vorher ist bereits ein Buch von Greta Schumann mit Hans Greschek, der die künstlerische und technische Verantwortung für „Wir falten“ trug. Das Erscheinungsjahr kann ich nur anhand der Genehmigungs-Nr. 2/62 vermuten. Bei Booklooker habe ich gesehen, dass es 1970 eine 8. Auflage gab, das passt ja etwa, allerdings wird dort ein Buch gleichen Titels und Covers mit 1961 als Erscheinungsjahr erwähnt und ein Buch gleichen Titels mit anderem Cover von 1961 angeboten. 🙂 Vielleicht ist es also doch älter als ich und nicht aus meinem Geburtsjahr 🙂

Dass das Buch in der DDR erschienen ist, wird auf dem Innentitel deutlich, wo explizit darauf verwiesen wird: „Vom Deutschen Zentralinstitut für die Verwendung in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen der Deutschen Demokratischen Republik empfohlen“, zudem hatte der Verlag seinen Sitz in Leipzig. Das Inhaltsverzeichnis weist auf verschiedene Themen in dem Buch hin: Grundformen, Raum- und Tischschmuck, Kopfschmuck – Frohe Feste, Kleine Geschenke, Spielzeug, Tiere, Falthäuser, Angewandtes falten. Um möglichst viele Anleitungen unterbringen wurden die Seiten des querformatigen Buches im Din A4-Format in drei Spalten aufgeteilt. Im Kapitel Grundformen, werden die „Faltkommandos“ und die Faltweise der Modelle

  • Buch
  • Taschentuch
  • Haus
  • Halstuch
  • Zelt
  • Fliegerdreieck, das bei mir und auch in anderen Büchern „zusammengeschobenes Dreieck“ heißt,
  • offener und geschlossener Brief,
  • Treppe, die ich unter Ziehharmonika-Faltung kenne
  • Tischtuch

erklärt, auf die in den späteren Anleitungen Bezug genommen wird.

Die Faltmodelle in dem Buch

Im Kapitel „Raum- und Tischschmuck“ wird zunächst die Wimpelkette, die aus diagonal gefalteten Quadraten auf einer Leine besteht, erklärt. Es folgt eine Faltschnitt-Girlande aus den Grundformen Buch und Zelt, ehe eine Rosette aus der Treppe, das Pfeffer- und Salznäpfchen und der Schmetterling folgen. Der einfache Zierstern erinnerte mich gleich an den Stern, den ich in der Kindheit gefaltet habe, und die „Faltgirlande“ entspricht dem, was ich als Hexentreppe kenne. Der Fröbelstern heißt hier Flechtstern, das ist schon hohe Gestaltungskunst, die Anleitung auf einer so kleinen Fläche darzustellen 😊

Die Kopfbedeckungen aus dem „Kopfschmuck“-Kapitel entsprechen denen, die in dem Buch „Basteln mit dem Jüngsten“ präsentiert werden, inkl. der „Rotkäppchen-Haube“ aus der Grundform Buch. Die vorgestellte „Pritsche“ sieht aus wie ein Fächer und die Klatsche kenne ich unter dem Namen xxx. „Kleine Geschenke“ sind Bücher, Körbchen, Schachteln und Kästchen, auch hier finden sich bis auf den „Lampenschirm“ dieselben Modelle wie in dem Buch „Basteln mit den Jüngsten“. Das gefaltete „Spielzeug“ aus Papier ist neben Windrad und Flieger, die Taube und der Pfeil, die so gefaltet wurden wie die Schwalben und Papierflieger meiner Kindheit 😊 und der Kahn, den ich als Schiffchen kenne. Für das Spiel auf dem Wasser wird den Kindern noch Dampfer und Doppelkahn sowie die „Italienische Gondel“ erklärt, die ich immer noch nicht ausprobieret habe 😊, Zaubertüte und Teufelskopf beenden dieses Kapitel. Auf den nächsten Seiten wir dargestellt, wie die Kinder Tiere falten können und zwar die Maus, die ich eher selten gesehen habe, das Schwein, der Frosch aus dem zusammengeschobenen Dreieck, den Vogel aus dem Bild von Adolphe Piot, die daraus faltbare Ente und eine „Flunder“, die meinem Aprilfisch entspricht 😊Das was woanders der Schlangenschnabel ist, heißt hier „Entenschnabel“, der zusammen mit einer Hexentreppe aber auch zur Schlange wird 😊 Weitere Tiere gehen über die Grundformen hinaus, der Rabe, das Huhn, der Pinguin, der Elefant, das Krokodil, eine weitere Ente und der Schwan.

Ich schrieb ja, es ist erstaunlich, wie viele Modelle auf so wenig Platz passen, noch sind wir auf Seite 28, wo die Entstehung mehrerer Hausformen beschrieben wird inkl. verschiedener Schornsteinformen. Bisher so noch nicht gesehen, habe ich die Beispiele für „Angewandtes Falten“ wie das Einschlagen von Heften und Büchern mit Papier, das Verpacken von Paketen und Päckchen und das Verschließen verschiedener Tüten.

Mein Eindruck von dem Buch

Auch wenn ich mich wiederhole, ich bin beeindruckt, wie viele Modelle auf 32 Seiten erklärt werden können, die Zeichnungen der Faltschritte sind zwar klein, aber doch gut nachvollziehbar. Durch die Einführung der Grundformen am Anfang – die nicht identisch sind mit den heute gängigen Grundformen, sondern eher an Fröbels Falthilfen orientiert sind – können die Anleitungen auch komprimiert werden. Besonders gefallen hat mir das Kapitel „Angewandtes Falten“, weil ich aus meiner Arbeit mit Schüler:innen weiß, dass diese Fertigkeiten längst nicht selbstverständlich sind. Auch die neuen Varianten für meine Lieblingsfiguren Pinguin und Elefant fand ich interessant und werde sie gelegentlich ausprobieren. Und vielleicht falte ich mir auch noch einen Jahrmarkt, die Idee dafür als Sonderform des Hauses, ist auch besonders. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.PapierZen.de