Ich gebe zu, dass mir der Kranich als Symbol erst ein Begriff ist, seit ich mich mit Origami und Papier falten beschäftige. In dem ersten Workshop in der Buchhandlung am Rathaus haben wir am Schluss einen Kranich gefaltet, bis dahin kannte ich den nicht . Aber dann habe ich recherchiert und erfahren, dass der Kranich in Japan ein Glückssymbol ist und eine japanische Legende besagt, dass die Götter demjenigen, der 1.000 Kraniche faltet, einen Herzenswunsch erfüllen. An diese Sage hat sich auch Sadako Sasaki geklammert, ein Mädchen aus Hiroshima, das mit 12 Jahren an den Folgen des Atombombenabwurfs starb. In den letzten Lebensmonaten hatte sie von der Legende der Kraniche erfahren und begonnen, Kraniche zu falten, damit die Götter ihr Gesundheit schenkten. Sie hat die 1.000 Kraniche nicht geschafft und ist am 25. Oktober 1955 gestorben. Aber sie hat eine Bewegung in Gang gesetzt, die bis in die heutige Zeit reicht. Ihre Freunde habe einen Papierclub gegründet, um die 1.000 Kraniche zu falten und Sadako ein Denkmal zu setzen, damit nie wieder Kinder durch einen Krieg getötet werden. Das Denkmal steht heute als Kinder-Friedensdenkmal im Gedächtnispark in Hiroshima. Auf der ganzen Welt falten Kinder und Erwachsene Kraniche für den Frieden und schicken sie an den Park. Dort werden sie aufgefädelt und aufgehängt oder auf Postkarten geklebt verkauft, um den Erhalt des Denkmals zu sichern.

Der Kranich als Symbol mit Geschichte

Auf der Suche nach dem Kranich als Symbol haben mich einige Überraschungen erwartet. Am interessantesten finde ich die Sage, der zufolge der Kranich einen Stein, eine Kugel oder ein Ei in der Kralle hält, damit er nicht einschläft. Mal sehen, ob ich das falten kann  Auf diese Weise steht der Kranich in der Heraldik für Wachsamkeit, außerdem verkörpert er Erneuerung sowie Lebensfreude, Liebe und Weisheit. Für langes Leben und Weisheit steht der Kranich in China, und wird zugleich als göttlicher Himmelsbote gesehen, auf dessen Rücken die „Unsterblichen“ ins den Himmel gelange. Auch in Indien wird der Kranich als Gott verehrt und bei den Kelten gehörte der Kranich zur Muttergöttin unabdingbar dazu. In Japan symbolisiert er die Erhabenheit des Inselreiches, langes Leben und Weis und ist als Papierkranich ein Glücksbringer. Die Schweden bezeichnen den Kranich als „Vogel des Glücks“, weil er ihnen nach der dunklen Zeit den Frühling ankündigt, sogar auf altägyptischen Grabplatten taucht der Kranich auf, gilt der in Ägypten doch als Sonnenvogel, seine Figur steht in den Hieroglyphen übrigens für den Buchstaben B – da passt er ja gut zu mir  Selbst in der griechischen Mythologie war der Kranich beheimatet und wurde swohl Apollon als auch Demeter und Herbes zugeordnet, die hohen Priester sagten aus dem Flug der Kraniche das Schicksal vorher. Nun aber zum Christentum, wo der Kranich als Symbol für Liebe und Treue, Wachsamkeit, Rechtschaffenheit, Güte und Ordnung gilt. In der anatolischen Kultur repräsentiert der Kranich im Umfeld der Aleviten und Bektaschiten den Himmelsgott, deshalb gilt er als heilig. Sein Flug in die Höhe spiegelt sich in rituellen Gebetstänzen, den Semah, wider.

Falten für den Frieden

Ich gebe zu, die japanische Legende über die 1.000 Papierkraniche, die Glück bringen sollen, fasziniert mich sehr. Deshalb habe ich schon im Dezember 2015 1.000 Kraniche gefaltet und mich intensiver mit den Hintergründen beschäftigt.

Die Legende der 1.000 Kraniche ist alt, bekannt geworden ist sie durch das Mädchen Sadako Sasaki. Sadako war 2 Jahre alt, als die Atombombe über Hiroshima gezündet wurde. Zehn Jahre später erkrankte Sadako als Spätfolge der Atomstrahlung an Leukämie. Eine Freundin oder ein Bruder brachte ihr Faltpapier ins Krankenhaus und erzählte ihr die Legende der 1.000 Kraniche. Sadako hat versucht, 1.000 Kraniche zu falten, sie starb jedoch vorher, am 25. Oktober 1955. Als Erinnerung an sie und als Zeichen dafür, dass nie wieder Krieg herrschen soll, haben ihre Freunde Geld für ein Friedensdenkmal gesammelt. Es steht im Hiroshima-Park und zeigt Sadako mit einem stilisierten Papierkranich. Um das Denkmal herum stehen Glasbehälter mit unzähligen Papierkranichen. Kinder und Erwachsene aus aller Welt schicken Kraniche nach Hiroshima, allein 2016 waren es über 14 Millionen! Sie landen alle ei Masanobu Murakami, dem Wächter des Denkmals, der sie zunächst in die Glaskästen tut. Zwischendurch werden immer wieder welche feierlich verbrannt, das verhilft laut japanischem Glauben dem Glück zusätzlich auf die Sprünge. Früher gab es die Verbrennungszeremonie einmal im Jahr, inzwischen findet sie monatlich statt.

Mir sind in den letzten Jahren einige Faltaktionen von Schulen, Kirchengemeinden und Einzelpersonen begegnet, bei denen 1.000 und mehr Kraniche für den Frieden gesammelt wurden. Erst kürzlich gab es eine Installation im Rahmen der Duisburger Akzente, von der ich leider erst zu spät erfahren habe. Sogar das Kindermagazin der ZEIT rief im September 2017 auf, für den Frieden zu falten, fast 10.000 Kraniche landeten in der Redaktion. Als ich im Sommer 2017 die Ausstellung Literaturart in der Rathausgalerie hatte, fiel mir gleich auf, dass die Decke so beschaffen ist, dass man Kraniche aufhängen könnte. Und als ich mich im Frühjahr angesichts der Weltlage zunehmend um den Frieden in der Welt sorgte, erinnerte ich mich an den Raum und die Aktionen. Natürlich weiß ich, dass ein paar gefaltete Kraniche, auch 1.000 oder mehr, die Politik der Welt nicht verändern werden. Aber Frieden fängt im Kleinen an und bei den Kindern. Man kann sich ohnehin kaum vorstellen, wie aus weltoffenen und lebensfrohen Kindern Kriegstreiber, Selbstmordattentäter und Diktatoren werden. Je öfter man mit ihnen, aber auch in der Gesellschaft die schöne Seite des Friedens thematisiert, umso besser können sie ihn verinnerlichen. Übrigens hat Barack Obama sich 2016 bei seinem Besuch in Hiroshima in die Herzen der Menschen gefaltet, als er vier selbst gefaltete Papierkraniche mitbrachte, zwei schenkte er Schülern und zwei legte er ins Gästebuch.

Ich habe 2018 mit rund 300 Bürgerinnen und Bürgern aus Hagen, von 4 bis über 80 Jahren, über 1.000 Kraniche gefaltet, die ich anschließend nach Hiroshima geschickt habe, wo sie wie Millionen Papierkraniche aus aller Welt im Hiroshima-Park aufgehängt wurden.

Links zu Artikeln rund um den Kranich als Friedenssymbol

Der Kranich in Literatur, Film und Kunst

Ich war von den Rechercheergebnissen so beeindruckt, dass ich mich hier erst einmal auf eine Sammlung von Werken rund um den Kranich beschränke, wenn ich alles gelesen habe, melde ich mich wieder 

  • „Die Kranichfeder“ (jakutisch)
  • „Reiher und Kranich“ (russisch)
  • „Fuchs und Kranich“ (finnisch
  • „Fuchs und Kranich“ (deutsche Fabel)
  • „Wolf und Kranich“ (Äsop)
  • „Der Pfau mit dem Kranich“ (Hans Sachs)
  • „Walther von der Vogelweide, 03. Der Kranich“ (Felx Dahn
  • „Der kluge Kranich“ (Wilhelm Busch)
  • „Die Kraniche des Ibykus“ (Friedrich Schiller)
  • „Der gelähmte Kranich“ (Ewald von Kleist)
  • „Der Kranich“ (Theodor Fontane)
  • „Der Kranich“ (Nikolaus Lenau)
  • „Die Kraniche“ (N. M. Rubcow)
  • „Der große Kranichtanz auf dem Kullaberg“ (Selma Lagerlöf, Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen)
  • „Die Kraniche ziehen“ (Film von Michaeil Kalatosow)
  • „Der letzte Kranich vom Angerburger Moor“ (Song von Juliane Werding)
  • „Kraniche“ (Song von Bosse)